Nach Norden
 
Nach Norden...
 
Sonntag, 18. Februar 2007
Numbat in action: Siehe weiter unten!
 
Freitag, 16.2.
Auch heute Morgen lassen wir uns Zeit, „müssen“ wir doch nur über die schmale Südspitze der Eyre Peninsula nach Port Lincoln, der südaustralischen Cannary Row für Thunfisch. Aber nicht deswegen sind wir gekommen, sondern wir müssen mal wieder Vorräte aufstocken, so ziemlich alles ist „aus“. Auch eine Internetverbindung findet sich, eine schnelle dazu, und das ist nett. Anschließend fahren wir in den Lincoln NP gleich nebenan, so gut wie entschlossen, dort zu campen, obwohl der Tag drückend schwül ist und eine Klimaanlage deshalb vielleicht nicht schlecht wäre.
Der Park enttäuscht uns zuerst ein bisschen: Vor ein paar Jahren ist er abgebrannt, wofür er nichts kann, aber die Baumleichen stechen immer noch grau aus dem nachwachsenden Grün hervor; und landschaftlich ist er, man könnte sagen, lieblich. Weniger wohlmeinende Menschen könnten zu dem Begriff „langweilig“ neigen. Wir lassen uns trotzdem häuslich nieder in der Surfleet Cove, einem großzügig angelegten Campingplatz mit Plumpsklo in der Mitte, der am Abend von fünf Partien belegt sein wird. Um uns ein wenig zu bewegen, obwohl uns die gestrigen Spaziergänge noch in den Knochen stecken, wandern wir auf dem Investigator Trail zweieinhalb Kilometer weiter bis zur nächsten Cove - „ein wenig harzmäßig“, wie Kay zu formulieren beliebt. Nun ja, statt Fichten gibt es hier Eukalypten, aber das „Ich-glaub-ich-bin-im-Wald-Gefühl“ ist das gleiche. Wir verzichten deshalb darauf, auch die verbleibenden 106,5 km unter die Füße zu nehmen, zumal die (die Füße) sowieso schon vom lokalen Staub pechrabenschwarz sind, und kehren um, wo man uns bereits erwartet: Die heimische Roo-Familie gibt uns deutlich zu verstehen, dass sie hier zu Hause ist und nicht wir.
Trotzdem schaffen wir es zu essen, Kay badet sich sogar den Dreck von den Beinen und duscht hinterher solargepowert, aber hastenichgesehn saufen die hier häusigen Tiere das in der Küchenwanne aufgefangene Badewasser auf.
 
(Jaha, die lassen sich was einfallen, aber wie man der Schilderung entnimmt, wir auch: Wenn man nämlich duscht und das Wasser auf den Boden platschen lässt, springt der gesamte Staubdreck sofort fröhlich wieder in die Höhe.
Am Abend lässt sich die Sonne wieder sehen, es ist angenehm warm und fast windstill, und wir beschäftigen uns mit Planungen und der aufregenden Tierwelt - auch ein Emu rennt hier rum und zeigt keinerlei Scheu. Leider schafft es Ini dann, sich beim Hinsetzen(!) im Hotel Apollo so den Rücken zu verdingsen, dass kühne Vorhaben für die nächsten Tage erst mal warten werden müssen - es ist schon aufregend genug, auf unser Hochbett und vor allem wieder runter zu kommen.
 
Samstag, 17.2.
Kay ist heute der Arbeitsbimbo: Er muss Herbi reisefähig machen, nebenbei noch ein Autowrack von zwei auf dem Campingplatz gestrandeten Mädchen zu retten versuchen, uns über ganz viele Dreckstraßen chauffieren und nebenbei noch einer steifen, schmerzgepeinigten alten Dame wiederholt aus dem und in das Auto helfen.
Das Ein-und Aussteigen ergibt sich zwangsläufig aus unserem Tagesprogramm. Gleich neben dem Lincoln NP gibt es ein Privatgelände, das gegen Eintritt mit einem Schlüssel zugänglich ist. The Whalers Way nennt sich das Ganze, denn in der Tat war hier Mitte des 19.Jahrhunderts für eine paar Jahre eine wenig erfolgreiche Walfangstation, aber was es heute zu bewundern gibt, ist hauptsächlich wilde Küste, erstmals erforscht und benannt 1802 von - natürlich - Mr.Flinders. Ein ganz ordentliches Drecksträßchen führt recht eng an der Küste entlang, und immer wieder heißt es aussteigen und ein paar oder auch viele Schritte gehen. Das klingt einfach, ist es aber nicht, denn ein Nordsturm treibt die objektiven 40°C auf subjektive 45 und mehr. Nur am Cape Carnot, dem westlichsten Punkt, spüren wir so etwas wie eine frische Brise, aber zurück geht es wieder ostwärts.
Wegen der kranken Frau sind wir unentschlossen, wo und wie wir bleiben wollen. Wir landen schließlich auf dem offiziell zu Port Lincoln gehörenden Camping, der aber deutlich nördlich der Stadt liegt. Zur Erleichterung für arme Ini beziehen wir eine  ensuite Cabin, deren AC wacker arbeitet: Am Spätnachmittag wird es zeitweilig sogar noch wärmer als mittags.
 
Huuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuh - hier ist Luca, das Numbat: Ich darf heute für Ini Tagebuch schreiben, weil sie doch ein bisschen sehr aua hat. Huuuuuh, ich bin natürlich Luca, die Wölfin, aber die sind hier gar nicht gerne gesehen, überall liegt Bait 1080 aus, um meine Vettern, die Füchse umzubringen. Außerdem sehe ich ein wenig wie ein Numbat aus, die gerade wieder in den Sterling Ranges ausgesiedelt werden, kleine Beutler, die von Termiten leben. Aber die haben aus meiner Sicht ein Handikap; sie leben, wie gesagt, ausschließlich von Termiten - eine, wie ich finde, sehr ungesunde Diät. Apropos Diät: am Abend gibt es noch eine Kleinigkeit Käsewrap, schlechtes Pay-TV und eine Nacht im weichen Bett.  (Satelliten-Pay-TV ist sehr schwierig: man hat 300 Kanäle und findet nichts.)
 
Sonntag, 18.2.
Huuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuh - hier ist der Numbat again!
Heute sind wir ganz gemütlich die Ostküste der Eyre- Halbinsel nach Norden gefahren. (Tempus von Luca gewählt!). Los geht es bei ein paar Regentropfen  und dräuenden Wolken, die sich im Laufe des Tages dann auflösen, das Thermometer toppt mal wieder die vierzig, und ich bin zu höflich, um meinen Plüsch auszuziehen. Im Laufe des Tages zieht das südliche Tief nach Osten ab - d.h., der Wind dreht sich, und aus dem glühenden Nordwind wird ein kühlerer Southerner. Entlang der Küste passieren wir ein paar hübsche Strandkäffer mit ein paar alten Häusern, viel Strand und Seeluft: Tumby-Bay, Arno-Bay mit einem süßen Mangroven-Hike mit vielen Motten und Fliegen, Cowles und schließlich Wyhalla, die zweitgrößte Stadt Südaustraliens. Hier kommt der Stahl für Schiffe, Schwellen, Schienen etc. her. Das Kaff hat einen wunderschön roten Aussichtspunkt, auf dem früher die Geschütze gegen die Japaner standen, die heute vor der Antarktis bei der Waljagd Schiffbruch erlitten haben - gut so. Die Roadtrains und Züge bringen das Erz aus Iron Knob, Iron Duchess, Iron Prince, Iron King, Iron Queen - und wie die Pornostars noch heißen mögen. Whyalla sieht ansonsten nach harter Arbeit aus. Wir landen am späten Nachmittag in Port Augusta, wollen heute mal wieder das Campen üben. Während wir Tiere das Bett aufbauen und den Wein kühlen, gehen die beiden Omnivoren unerwartet nett indisch essen. Gleich neben unserem nicht ganz unbekannten Campground ist nämlich ein BW, der ein gutes Restaurant hat. Vor vier Monaten haben wir das nicht realisiert, aber da hatten wir auch noch keinen Lonely-Planet-Guide von SA.