An der Westküste von Eyre
 
Eyre Peninsula
Mittwoch, 14. Februar 2007
Cummings Lookout. Mehr Bilder gibt es hier!../Eyre%20West.htmlshapeimage_2_link_0
 
Dienstag, 13.2.
Die gestrigen Planungen haben ergeben, dass wir uns in die Gawler Ranges im Inland der Eyre-Halbinsel aufmachen wollen. Das ist ein recht neuer NP, entstanden, nachdem die dortige Station aufgegeben hat, mit sehr schönen Granitformationen vulkanischen Ursprungs, die als extrem alt (2,8 Mrd. Jahre) angegeben werden.
Gegen halb zwölf allerdings, auf halbem Wege, entscheiden wir uns um. Hier abseits der Küste weht heute kein Lüftchen, das Thermometer nähert sich der 40°-Marke und wird am Nachmittag weiter klettern - da machen auch die schönsten Granitnadeln keinen Spaß! Wir beschließen eine halbkreisähnliche Route zurück an die Westküste, nicht gleich runter nach Port Lincoln, sondern nach Elliston auf halber Strecke. Für Touris hat man hier in der Umgebung einen sehr schönen Drive über den Klippen gebaut, bei dem es an Blicken auf die Felsenküste und zum Teil originellen Kunstwerken nicht fehlt. Das 250-Köpfe-Dorf selbst hat für die Versorgung alles, wirklich, ohne Flachs, sogar einen Supermarkt mit ordentlichen Frischwaren.
Wir quartieren uns unter zahllosen Vogelbäumen auf einem von zwei Campingplätzen ein und machen Strand- und Ortsspaziergänge. Dabei ziehen wir die Sweater immer wieder abwechselnd an und aus - offenbar ist dies kein Land, in dem eine für unsere Körper angenehme Mitteltemperatur erzielt werden kann. Entweder verkochen wir, wie heute mittag, oder wir schnattern in einer kalten Seebrise unter einer Sonne, die uns gleichwohl die Haut zu verbrennen scheint. Ergebnis: Gen halb acht beschließt Ini, dass sie jetzt wirklich friert, und zieht sich ins beheizte Hotel Apollo zurück. Kay kommt übrigens keineswegs ungern mit.
Weil wir endlich mal wieder etwas mehr schlafen wollen, krabbeln wir schon um halb zehn nach einer kalten Abendmahlzeit, auf die wir beide Lust haben, unter den Comforter. Irgend was war aber mit dem Essen - Kay schmeißt es gleich wieder weg, und Ini ist ein bisschen übel. Trotzdem gibt es eine ganz erholsame Nacht, aus der uns die zu ihren Tagesbäumen zurückkehrenden kreischenden Vögel aber schon zu Beginn der Dämmerung reißen. Hitchcock hätte hier drehen sollen statt in Montego Bay!
 
Mittwoch, 14.2.
Wir fahren südwärts parallel zur Küste, kommen aber nur einmal direkt ans Meer, nämlich bei Cummings Aussichtspunkt, und einen Gedenkstein hat der junge Mann, der nur 23 Jahre alt wurde, auch bekommen. 1959 ist er hier bei einem Schiffsunglück zu Tode gekommen, und dass ihm das an einem wunderschönen Felsengestade widerfuhr, dürfte ihn kaum getröstet haben.
Weit wollen wir heute nicht, nur bis Coffin Bay, wo gleich neben dem Örtchen der gleichnamige Nationalpark lockt. Der Name hat übrigens nichts mit Särgen zu tun, sondern geht, wie so manches in Australien, auf einen früheren Gouverneur zurück. Manche von denen waren ähnlich veranlagt wie Alexander der Große oder Stalin: Was allein Herr Darling nach sich benannt hat, passt zwar wohl auf eine Kuhhaut, füllt aber sicherlich diverse Din-A-4-Blätter.
Coffin Bay also. Die Ansiedlung besteht aus mehr Häusern und weniger Menschen als Elliston, sie ist ein Ferienziel, das in den 90er Jahren boomte und in dem man jetzt zur Realität zurückkehrt: Viel steht zum Verkauf. Hübsch gelegen ist es an einer geschützten Bay, die sich hervorragend zum Züchten von Austern eignet, was man hier auch tut und wovon Ini heute Abend zu profitieren gedenkt, wollen wir doch essen gehen. Manche Orte haben eben ihre Wunder, und das hiesige Nichts behauptet, nicht nur ein gutes, sondern sogar ein sehr gutes Restaurant, das sich auf Fischereien spezialisiert, zu haben. Und wir wollen nicht nur essen gehen, es wird auch klappen, denn wir haben reserviert. Erst kamen wir uns in der äußersten Nebensaison dabei lächerlich vor, aber da heute Valentinstag ist, um den man hier ein großes Brimborium veranstaltet, haben wir Recht getan und den angeblich letzten Tisch ergattert.
Vorher aber gehen wir noch ein bisschen spazieren, wirklich nur ein bisschen, denn wir beide fühlen uns noch angegangen. Längs der Bucht hat man hier den Oyster Walk angelegt, insgesamt 12 Kilometer lang, one way, versteht sich. Davon nehmen wir einen Teil unter die Sandalen und ziehen uns dann zum Zeitung lesen in Herbis Schatten zurück, was nicht leicht ist, denn der Wind wehr unsere Awning (fast) und selbstverständlich auch die Zeitung (erfolgreich) davon, und so gibt es mit dem Schatten Schwierigkeiten.
Gen halb acht dürfen wir dann  endlich, nach Maßgabe unserer Möglichkeiten aufgemiezt, zum Resto schreiten, und das ist wirklich ganz gut gefüllt, wenn auch nicht ganz voll, aber vielleicht kann oder will die Küche nicht mehr leisten. Wir genießen ein fast französisches Essgefühl mit Austern (ja, auch für Kay, wenn auch nur die schlappe Kilpatrick-Variante), Krabben, die viel Zeit zum Pulen brauchen, und Whiting, und zum Dessert gibt es so etwas ähnliches wie Mousse au chocolat und Crepes, alles sehr gemächlich serviert und äußerst wohlschmeckend. Dazu begleitet uns eine verhungerter Hund aus den Adelaide Hills.
Gut, aber nicht übermäßig gesättigt suchen wir unser Bettchen auf, in dem uns mitten in der Nacht ein merkwürdiges Geräusch zu Ohren kommt: schleif- rupf, so ähnlich klingt es, und als wir nach der Ursache forschen, gucken uns im Mondlicht zahlreiche fressende Roos an - der karge Rasen hier ist offenbar besser als das, was Mutter Natur um die Ecke ohne Bewässerung im Angebot hat.
 
Donnerstag, 15.2.
Wir pennen richtig lange, also bis acht, und machen uns dann gemütlich in den Coffin Bay NP gleich um die Ecke auf. Der hat jede Menge Jeepstraßen, die alle nach dem Motto funktionieren: Du kommst durch den tiefen Sand im zweiten Gang bei 4-wheel-low, full throttle, und wenn nicht - hast du Pech gehabt. Genau das lieben wir am wenigsten, und deshalb bleiben wir auf zivilisierten Straßen, von denen es hier nicht allzu viele gibt, aber immerhin genug, die zu schönen Stellen führen. Zuerst brumseln wir zu Point Avoid, aus Stransdspaziergängerperspektive  wunderschön, aus der Sicht eines Seemannes aber ganz bestimmt eine Ecke, die man besser meiden sollte. Am Almonta Beach gleich nebenan machen wir einen zweistündigen Barfuß-Spaziergang und wenden uns dann nach Norden, zur sanften, geschützten Seite. An der kleinen Yangie Bay gibt es einen kurzen Rundweg, den wir auch noch unter die Füße nehmen, dann sagt unser Hautgefühl, dass der Sonne wieder einmal genug war.
Den Nachmittag und Abend verfaulen wir gemütlich auf dem Camping.