Ein Spaziergang durch Adelaide
 
Adelaide
Montag, 26. Februar 2007
Möwen warten auf die Reste vom Frühstück - vergeblich.
 
Fortsetzung Flinders:
 
Die zahlreichen Platzvögel beobachten alle unsere Bewegungen äußerst aufmerksam und sind sofort zur Stelle, sobald ein Brotkrümel auf den Boden fällt. Wir beobachten anschließend ebenso aufmerksam den Sonnenuntergang, der mit dem vom 80-Mile-Beach nicht mithalten kann. Allerdings ist der Vorwurf unfair, geht sie Sonne hier und jetzt doch bei Hochflut unter und hat keinen nassen Strand, in dem sie sich spiegeln  kann.
Der schönste Campingplatz ist leider nicht der leiseste, wir liegen fast in der Abflugschneise von Adelaide sowohl National als auch International. Was tagsüber nett anzusehen ist, macht sich nachts doch recht störend bemerkbar. Ein Nachtflugverbot kennt man hier nicht, dafür ist Aussieland (noch) viel zu dünn besiedelt.
 
Montag, 26.2.
Der Krach hat Ini wilde Träume spendiert, Kay treibt es auch nicht ganz früh aus den Federn (ja, Federn, es war seewindfrisch in der Nacht), und so ist es zehn Uhr, als wir uns endlich auf die Sandalen (Ini) und Schuhe (Kay) machen. Am Strand entlang wandern wir südwärts nach Glenelg, gute drei Kilometer entfernt. Im Zentrum des Küstenkleinstädtchens endet die einzige Straßenbahn Adelaides, und sie bringt uns und etliche andere Touris wie auch arbeitende Menschen in einer guten halben Stunde ins Zentrum des CBD (Central Business District - alle australischen Städte sind stolz auf ihn), nämlich zum Victoria Square.
Bei unserem dritten Adelaide-Aufenthalt haben wir uns Kunst und Kultur verordnet - wird ja auch mal Zeit, gelle! Zuerst zieht es uns in die State Library, deren moderner Teil heute Zentrum der Uni ist (obwohl mit einer Systematik arbeitend, die wir beide nicht verstehen), die aber auch über eine alte Bibliothek verfügt, in der neben Büchern - naheliegend - auch merkwürdige Sammlungen zu bewundern sind wie die mechanischen Spielzeuge der Familie XY - weniger naheliegend. Und, stellen wir fest, das gesamte Gebäude ist ein riesiger Hot Spot - gut zu wissen, falls unser Campingplatz heute Abend in Sachen Internet immer noch versagt (Das wird er übrigens nicht tun). Gleich nebenan ist das Museum von Südaustralien, in dem neben der üblichen Natur- und Gesellschaftshistorie (wie im Hannoverschen Landesmuseum halt) eine Sondershow zu bewundern ist: Die Maschinen Da Vincis. Da sind wir natürlich dabei beim wundern und bewundern und spielen. Wieder nur ein paar Schritte weiter lockt die Kunstgalerie des Staates - oder schreckt sie eher ab? Es ist fast rührend zu sehen, wie die „ersten“ Australier sich bemüht haben, europäisch zu malen, sowohl in Bezug auf den Stil als auch auf die Sujets. Bloß nicht merken, rufen die Bilder, dass es hier andere Pflanzen und Tiere als zu Hause gibt - oder gar nackte Wilde! Die „Wilden“ tauchen übrigens auch später in der Kunst nicht auf, obwohl die durchaus später zu eigenen Wegen findet. So hängt man zum Beispiel ein  grüngelbes Nilpferd (auch ein genuin australisches Tier, wie man weiß) an die Wand.
Wir erholen uns von alldem im Botanischen Garten, der kleinräumig ist, aber dafür eine Menge zu bieten hat. So hat sich Adelaide zum 200jährigen einen  tropischen Regenwald gegönnt, unter Glas, versteht sich. Viel beeindruckender allerdings finden wir ein viktorianisches Gewächshaus aus dem Jahr 1887, entworfen von Herrn Runge aus Bremen, in dem sich madegassische Pflanzen wohlfühlen.
Wir kaufen noch ein bisschen ein: Souvenirs im Museumsshop, Lesefutter und Tevas für Ini, und dann setzen wir uns fußlahm rückwärts in die Straßenbahn. Das Grand Hotel in Glenelg stillt unseren Bierdurst und unseren Hunger mit Burger und Pizza, und danach bringt uns ein Bus vor die Haustür. Im und vor dem Hotel Apollo aber beginnt nicht etwa der wohl verdiente Feierabend des gestressten Urlaubers, sondern die Dokumentation und die weitere Planung … ach, wir Armen! Kay allerdings darf noch mal baden gehen und findet den Strand wunderschön.