Coonabarabran
 
Coonabarabran
Freitag, 6. April 2007
Von den Attraktionen Coonabarabrans in Richtung Sydney../Coonabarabran.htmlshapeimage_2_link_0
 
Mittwoch, 4.4.
Huuuuuuuu, hier ist Luca again - es folgt ein Tagebuch für zwei Tage, weil die Omnivoren, Typ Homo schappi schappi, zu faul waren, täglich brav zu protokollieren..
Wir wollen dem Osterferientrubel entgehen, und deshalb fahren wir nach Nordwesten, um uns in großem Bogen Sydney anzunähern. Ini hat als Tagesziel einen von der Papierform her netten NP ausgeguckt, den Warrumbungle NP - einen erloschenen Vulkan, der dem um Mt. Warning, wo es uns so gut gefallen hat, ähnelt.
Zuerst fallen wir mittags - von Tamworth kommend - in „The Koala Capital of the World“ ein, in Gunnedah. Manchmal können die Aussis das mit den Superlativen wie die Amis, aber: Hier haben sie jetzt gerade irgendwo recht. Vor dem Visitor-Center taucht doch tatsächlich ein Koala auf, und der ist sogar völlig atypisch:
- er ist vom Baum auf den Boden abgestiegen und lungert auf dem Rasen rum.
- Dann sieht er die kleine Luca, die sanft trötet und damit andeutet,  dass sie ein Numbat ist und nur von Termiten lebt. Trotzdem hoppelt er los in einem Tempo, das für Koalas bisher  noch nicht beobachtet wurde.
- Er überquert eine Straße und dann - um der Perversion die Krone ins Gesicht zu schlagen, steigt er in einen hohen Gummibaum - ja Gummibaum, nix für Koalas, um dort dann, wiederum arttypisch, ein Nickerchen zu machen. Komische Tiere.
- er sieht übrigens artuntypisch intelligent aus.
Nicht weglaufen kann dagegen Dorothea Mackellar, denn sie ist schon lange tot und physisch hier nur noch als Denkmal gegenwärtig. Unsterblich für Aussis sind dagegen ihre Verse im hiesigen Nationalgedicht:
I love a sunburnt country,
A land of sweeping plains,
Of ragged mountain ranges,
O droughts and flooding rains.
Begeistert ob dieser Darbietungen machen wir  noch eine Stadtrundfahrt, erklimmen den lokalen Aussichtsberg und fahren dann weiter nach Coonabarabran - was für ein Name. In der Touristinfo dort erfahren wir, dass man auch im Park campen kann. Also kaufen wir für drei Tage in  dem netten Ort ein und machen uns auf den Weg in den 35 km entfernten Warrumbungle NP.
Der sieht auf den ersten Blick aufregend aus und hat ein Visitor Center,  in dem uns eine soignierte Dame einen Permit für drei Tage incl. Campground, Powered Site, verkauft, Ein paar Kilometer weiter sind wir da - und Ini will gleich wieder weg. Nun gut, da sind die Roos, süße Bergwallabies im Dutzend. Aber da sind auch die Menschen: Mehr als ein Dutzend, kämpfend um die besten Plätze, die sich rund um acht Energiesäulen herum ergattern lassen. Deren jede hat vier Outlets, macht 32 Emplacements.Wenn die alle voll sein sollten, passt kein Handtuch mehr zwischen zwei Caravans. Nachdem Ini die ungeputzten Klos inspiziert hat, ist klar: Wir reisen ab. In Coonabarabran empfängt uns der kommerzielle Caravan-Park mit einer grünen Wiese, angenehm sauberen Sanitäreinrichtungen  und - leider - einer nicht ganz leisen Straße nebenan - Kay wird heute Nacht davon viel mitbekommen. Erst mal genießen wir aber den Nachmittag, mögen abends kaum etwas essen und gehen früh ins Bett, wo Ini blendend schläft, während Kay mit der immer dünner werdenden Matratze kämpft.
 
Donnerstag, 5.4.
Auf in den Park! Zuerst gucken wir vom White Gum Outlook in die Gegend und kriegen Appetit auf mehr. Vom Pincham Carpark aus, von dem die meisten Wanderungen hier starten, zockeln wir los. Mehrere Kurzwanderungen sind hier möglich, aber auch die eine lange, die Krönungswanderung, die zu den Grand High Tops.
Da auch Kay der Verlegene feststellt, dass er gut drauf ist, sehen wir zu, dass wir oben drauf kommen. Der Weg ist lange Zeit eine ebene Fußgängerautobahn, bis wir auf einmal auf dem letzten Kilometer 400 Höhenmeter machen müssen, aber weitgehend bleibt es bei der Autobahn; der Weg ist gepflastert und getreppt. Nachdem wir keuchend auf Lugh‘s Throne angekommen sind (gälische Namen sind hier allgegenwärtig), werden wir bei der Rast von cleveren Currawongs belagert, die aber von unserem Lunch nichts abbekomme, weil wir nichts essen. Stattdessen schleichen wir uns weiter, an der anderen Seite des „Brotmessers“ vorbei  zum Nuada Gap und über den West Spiry Creek zurück zum Hauptweg. Unterwegs treffen wir zahlreiche Reptilien, Roos und den Ranger, dessen Job es offenbar ist, den Pfad begehbar zu halten. Sonst treffen wir niemanden, und das am ersten Ferientag in einem der beliebtesten Parks der Gegend!
Nach gut fünf Stunden, in denen wir 650 Höhenmeter rauf- und runtergekrabbelt sind, kommen wir wieder zu Herbi, lassen uns nach Hause bringen, bieren, wandeln zum besseren Chinesen des Ortes, essen hervorragend und pflegen anschließend bei milden Temperaturen das Tagebuch, während die Weißweinvorräte leiden müssen.
 
Freitag, 6.4.
Warum heißt der Karfreitag in angelsächsischen Ländern eigentlich Good Friday?
Da Ini gestern  nach dem Duschen ihr letztes T-Shirt angezogen hat, müssen wir heute früh dringend waschen und verpassen so beinahe die 10-Uhr-Führung im Siding Spring Observatory, dem größten Australiens gleich am Parkeingang. Aber eben nur fast, und das ist gut so.
Für 16,50$ werden wir zweieinhalb Stunden lang von einem jungen Mann gebildet und bespaßt, der einer der beiden hier ständig beschäftigten Astronomen ist. Die Sterngucker kommen hierher aus aller Herren Länder, und es ist ein Privileg, für ein paar Tage zugelassen zu werden. Es gibt zwölf Teleskope unterschiedlicher Größe und Aufgabenstellung, darunter ein 40-Zoll-Teleskop, das ein amerikanischer Milliardär hat bauen lassen. Damit soll Schulklassen Lust auf Naturwissenschaften gemacht werden: Sie können über das Internet mit dem Ding herumspielen. Ob das wohl klappt? Die anderen Apparate dienen ernsthafteren Zwecken: Man sucht nach extrasolaren Planeten, guckt, ob uns demnächst ein Asteroid auf den Kopf fällt, und kartografiert den südlichen Sternenhimmel.
Als wir zum Schluss das Prachtstück, ein 4-Meter-Teleskop, bestaunen, wozu man ein paar Treppen ersteigen muss, merkt Kay, dass wir gestern ernsthaft gewandert sind, und so schonen wir die Stummelchen heute und lassen Herbi arbeiten. Eine kleine Spazierfahrt um den Block zeigt uns den Vulkan-NP von allen Seiten. Coonabarabran ist geschlossen, als wir wieder zurückkommen, das gilt auch für die an sieben Tagen der Woche geöffneten Supermärkte. Die Cops schicken sich an, eine Alkoholtest-Sperre aufzubauen: Wird hierzulande am Karfreitag gar gesoffen?
Wir verbringen den zunehmend kälter werdenden Nachmittag tapfer draußen, aber nach dem frühen Dinner verschwinden wir schnell zur Heizung. Aus sicherer Herbi-Geborgenheit beobachten wir, wie wir zunehmend von Windhunden umzingelt werden: Die Tiere reisen in Spezialanhängern an und werden, kaum das sie da sind, Gassi geführt. Am nächsten Tag dürfte hier in der Mehrkampfanlage gleich nebenan ein Rennen stattfinden, und bestimmt haben zahlreiche Aussies schon ganz viel Geld darauf verwettet, dass ein Tier besonders schnell hinter einem falschen Hasen herrennt.
Abends sind wir eingeladen bei Jane und Hans von nebenan. Die beiden haben mitbekommen, dass wir, wie sie auch, in WA waren, und wollen uns ihre Wildblumenabenteuer von 2005 zeigen. Das Video ist wirklich überwältigend: Ein bisschen mehr Wasser als in letzter Zeit üblich, und die Wiesen explodieren. Ganz nebenbei entwickelt sich ein netter Plauderabend bei zwei Flaschen Rotweins.
 
Samstag, 7.4.
Hundegeheul stört ein bisschen in der Nacht, aber wir schlafen trotz klirrender - na ja - Kälte gut. Nur Herbi zeigt morgens Wirkung in Gestalt von überall präsentem Kondenswasser.
Nachdem wir feige trotz Morgensonnenscheins drinnen gefrühstückt haben, machen wir uns davon, ohne unseren Gastgebern Adieu gesagt zu haben: Die pennen noch. Wir fahren über stille Straßen nach Osten Richtung Quirindi und von dort aus auf dem New England Highway nach Süden. Nach wenigen Kilometern kommen wir am Burning Mountain vorbei. Lange Zeit hat man ihn für einen Vulkan gehalten, aber er ist ganz einfach eine Gegend, deren unterirdische Kohleflöze seit mindestens 5000 Jahren sanft vor sich hin brennen.
Kohle ist das Thema der kommenden Kilometer: Muswellbrook und Singleton zeigen uns einen Monster-Tagebau nach dem anderen, was wir gar nicht erwartet haben, sind wir doch im Hunter Valley, und das gibt mit seinen Weinen an. Aber, spekuliert Kay, ein bisschen Kohlestaub sorgt vielleicht für den richtig erdigen Geschmack…
Das Wetter hat sich zu seinem Nachteil verändert, die Wolken hängen tief, ein Schauer jagt den anderen, es wird kälter. Das verleitet uns nicht gerade dazu, in Singleton bleiben zu wollen, zumal es noch recht früh am Tag ist. Deshalb beschließen wir, noch einen größeren Kilometerhieb anzuhängen und uns auf der 160-Kilometer langen Putty-Road Sydney anzunähern. Die Straße führt durch Wald, mitunter durch eine schöne kleine Schlucht, ist an Rastplätzen ziemlich versifft und trotz eines Tages inmitten eines satten dicken Wochenendes leer. In Windsor dann, etwa 50 Kilometer vor dem CBD, beginnt abrupt Suburbia. Wir finden das A-Vina-Van-Village in Vineyard, das nicht direkt am lauten Highway liegt, und begehen dort endgültigen Verrat an Herbi: Wir beziehen feige eine Cabin, in der man auch drinnen kochen kann, mit ensuite. Beim Dinner fangen wir an, unsere Restvorräte zu vernichten.
 
Sonntag, 8.4.
Wir brechen auf, die Blauen Berge zu erobern, was uns vor sieben Jahren nicht gelungen ist, weil sie in der Wolke und in deren Bruch waren. Der Tag ist klar gestartet, aber die Sache mit der Wolkenbildung geht auch heute schnell. Aber lange Zeit haben wir Glück im Unglück, die Sicht bleibt klar. Das Unglück besteht darin, dass die Blue Mountains vor drei Monaten noch flächig gebrannt haben, was zur Folge hat, dass fast alles außerhalb der Ortschaften geschlossen ist: Das Feuer hat die kleinen Brücken, die hier im steilen Gelände Wanderungen erst möglich machen, nicht verschont. So können wir nur ein paar Blicke von zwei Aussichtspunkten werfen, bis wir auch heute wieder im Nebel stehen. Aber beim  berühmten Echo-Point in Leura hätten wir sowieso vielleicht einen Fuß auf den Boden, nicht aber einen Parkplatz für Herbi bekommen - ganz Sydney scheint hier zu sein. Apropos Leura: Hier hätten wir fast mal ein Housesit ergattert, aber jetzt sind wir froh, dass das nicht geklappt hat; erstens - siehe oben - wegen der Brände, aber auch zweitens, weil es uns hier viel zu voll und zu touristisch ist. Beim Weiterfahren kommt uns der Stau derjenigen, die heute lange geschlafen haben, aus der großen Stadt entgegen. Wir machen uns so rechtzeitig davon, dass wir nicht im Schritttempo mit ihnen zurückschleichen müssen.
Bevor wir wieder zu Hause landen, machen wir ein paar Schritte durch das alte Windsor, est. 1810, wo sonntags immer Markt ist, kaufen en route noch ein bisschen Obst am Straßenrand (auch heute ist ein „richtiger“ Feiertag, die Supermärkte sind dicht) und genehmigen uns dann Käse-Tortillas, schließlich haben wir ja eine Mikrowelle.