Broome - Kalbarri
 
Sonntag, 24. 9.
Wir verlassen Broome spät, denn zuerst muss Herbi der Geländegängige zurück zu Mr. Avis, und dann ist es wieder mal Zeit, Essen für Herbert und seine Passagiere einzukaufen. So gegen zehn Uhr sind wir also erst auf der Straße, fahren ein paar Kilometer zurück ostwärts und setzen uns dann wieder auf den Great Western Highway, Richtung Port Headland. Das aber ist so weit weg, dass erst mal das nächste Roadhouse - Sandfire - ausgeschildert ist, immerhin sind es bis dahin auch knappe 300 Kilometer.
So weit aber will Ini heute gar nicht - nach dem quirligen Broome steht ihr der Sinn nach einem ruhigen Strand, und den gibt es unserer Karte zufolge schon nach 150 Fahrkilometern in Gestalt eines Campingplatzes an der Küste - Port Smith. Leider aber trennen 23 Kilometer Sandstraße das erhoffte Idyll vom Asphalt, und nachdem Herbert sich tapfer, aber zum Teil schwimmend, fünf Kilometer vorwärts gekämpft hat, geben wir auf und drehen um - zum Glück gibt es eine Stelle, an der das mit unserem Monstrum möglich ist.
Also weiter, und zwar grumpfend: Weil wir uns nicht getraut haben, weil wir gar nicht so schnell weiter wollen... Sandfire wird passiert, und 50 Kilometer dahinter wartet die nächste Herausforderung: Der 80 Mile Beach Campervan Park ist ebenfalls am Beach, aber auch nur über Dreck zu erreichen. Dieser “Dreck” ist nur neun Kilometer lang, wenig sandig, dafür rüttelig-waschbrettig, und wir kommen an - wirklich in der Idylle. Der Riesenplatz hat sich saisonmäßig schon ziemlich geleert, alles ist ruhig und picobello sauber, am Strand liegen die schönsten Muscheln der Welt tonnenweise herum, und der Sonnenuntergang kann einfach nicht echt sein, sondern wurde von einer Tokyoter Werbeagentur im Auftrage der westaustralischen Tourismusindustrie inszeniert. Selbst die Fliegen wollen nicht beißen!
Abends am Strand lasten so viele Sterne wie selten auf uns, und Sternschnuppen gibt es zuhauf, obwohl wir doch längst nicht mehr August haben. Wir stemmen uns mit allen Kräften gegen das Glitzerzeug, damit der Himmel nicht auf unsere winzige Erde fällt - anscheinend erfolgreich, denn wir erleben nach einem erholsamen Schlaf den nächsten Tag.

Montag, 25. 9.
Wir schlafen genüsslich aus und beginnen unsere Fotosafari noch in den Campingstühlen: Piepmätze und Lizzies lassen sich brav ablichten. Während alle anderen (Männer) sich zwischen neun und zehn ins Auto schwingen (na ja, einige gehen sogar zu Fuß) und zum Meer aufbrechen, um da rumzustehen, einen Stock in der Hand zu halten und ab und zu einen zappelnden Fisch an Land zu ziehen, vulgo angeln genannt, machen wir eine dreistündige barfüßige Kampfwanderung, bei der wir Spinnen, Schlangen und Käfern begegnen und nach der Ini ob des an ihr hängenden Gewichtes all der gesammelten Shells ein bisschen schief geht. Danach brauchen wir eine laange Pause!
Aus der Pause wird eine faule Restphase des Tages, stellen wir doch fest, dass wir für heute hinreichend Sonne gehabt haben. So lassen wir uns, bevor wir zum zweiten spektakulären Sonnenuntergang des Strandes aufbrechen, reich beschenken: Nachbar rechts lässt uns an seinem opulenten Fang von gestern teilhaben, und Brian kommt mit Fischfilets von heute an. Brian und Kathy - ein Beweis dafür, wie klein ein großes Land mit einem dünnen Infrastrukturnetz ist. Seit Kununurra reisen wir getrennt und doch zusammen, haben ähnliche Vorstellungen von netten Aufenthaltsorten und treffen uns so ohne Absicht immer wieder. In der Dunkelheit trinken wir bei den beiden noch ein Bier und lernen ein drittes Paar kennen, das mit “unserem” Paar seit Timber Creek parallel unterwegs ist. Die jungen Leute haben fünf Monate Zeit für “around the block” - was machen wir Europäer eigentlich falsch?

Dienstag, 26.9.
Ein virtuoser Vogelsolist beginnt sein abwechslungsreiches Konzert um vier Uhr und findet in uns zwei begeisterte Zuhörer; als die anderen Piepmätze sich mit Beginn der Dämmerung zu melden beginnen, hört er auf, und wir hören auf zuzuhören, denn jetzt wollten wir eh aufstehen.
Wir sind so früh unterwegs, dass die Roos es auch noch sind, was uns zu einigen langsameren Kilometern am Anfang verhilft, aber dann rollen wir zügig gen Port Headland. Der Eisenerzhafen Australiens ist, wie avisiert, ein hässliches Kaff, ist aber längst nicht so rostfarben, wie wir nach allen Ankündigungen erwartet haben. Die Attraktionen des Örtchens sind eher putzig: Schiffen soll man beim Beladen zusehen und die Waggons der aus dem Inland anrollenden Güterzüge zählen. Das man noch nicht mal von oben auf das Kaff runtergucken kann - was wir für einen Aussichtsturm gehalten haben, ist offenbar der Kontroll-Ausguck der Polizei - flüchten wir so schnell wie möglich, machen unsere Einkäufe in der Schlafstadt nebenan (South Headland) und bewegen uns landeinwärts auf dem Great Western Highway, Großrichtung Newman.
Kays Vermutung war richtig: Hier gibt es so gut wie keine Touris mehr, Roadtrains und Handwerkerautos für Dizz und Dazz dominieren. Nach gut 200 Kilometern auf dieser Straße lacht das Auski Roadhouse und “gleich” dahinter der Karijini NP. Nie gehört? Wir vor diesem Aufenthalt auch noch nicht, aber was wir jetzt mitbekommen haben, klingt ganz verlockend - Schluchten locken! Und Blümchen: In den letzten beiden Stunden haben wir so viele Wildblumen gesehen wie in all der Zeit vorher nicht.
Wir rauschen erst mal durch bis Tom Price, 3100 Einwohner, ein Hotel/Motel, ein Campground, ein Coles, kein Autoverleih, zwei Tourenanbieter in den Park. Ein Mietauto, das wir uns gewünscht hätten, bekommen wir zwar nicht, wohl aber eine Ganztagestour für morgen. Unterkunft gewährt uns der Caravanpark, der vier - oder so ähnlich - Plätze für seltene Touris bereithält, sonst aber überwiegend von werktätiger Bevölkerung und drei Känguruhs belegt ist.
Zum abendlichen Festmahl gibt es die Fischspende Nummer zwei, sachkundig bereiteten Basmatireis und eine Dessertananas. Danach gehen wir wegen der Noseums, die es heute auf Kay abgesehen haben, früh in die Kiste, und der Lange bekommt nachts zum ersten Mal auf diesem Trip kalte Füße - kein Wunder in Anbetracht der für australische Verhältnisse alpinen Höhenlage - 762 Meter über NN!

Mittwoch, 27.9.
Ron holt die vierköpfige Statistikfamilie von nebenan und uns pünktlich kurz vor acht ab, fängt an zu erzählen und hört trotz Halsschmerzen - er lutscht unablässig Bonbons mit der Aufschrift “Butter-Menthol” - pfui Spinne! - nicht wieder auf. Immerhin lernen wir so eine Menge über Blümchen (z. B. Mulla Mulla), Bäume (wie den Sappy-Gum, der seine Äste einfach stilllegt, wenn er zu viel davon hat, und ggf. wieder in Betrieb nimmt) und Lokalkolorit (Warum kann z. B. eine “Stadt” Tom Price heißen?). “Nebenbei” fahren wir zu geschickt angelegten Aussichtspunkten und gucken in mal trockene, mal wässrige Schluchten, fast alle mit braunen oder rostroten Sandsteinwänden, die einen bröckeligen Eindruck machen. Ein bisschen dürfen wir auch hieden und dorten hineinklettern, aber das “bisschen” ist recht vernünftig, wird doch weiteres Vordringen schnell zu “Climbing” und “Abseiling”. Zwischendurch verdrücken wir ein Lunchpaket, das allerdings geeignet ist, Abseiling-Kräfte zu mobilisieren. Am Ende steht der Sprung in einen der einladenden Pools - aber nein, halt! Natürlich kein Sprung! Denn der Pool ist natürlich von einer Schlange geschaffen worden, die heute noch darin schläft, sagen die Abos - also fein leise sein!
Zu “Hause” machen wir ein bisschen Haushalt, essen ohne Appetit, was weg muss (übertriebene Vorsicht von Ini, der Kühlschrank ist wirklich gut) und stellen fest, dass wir noch nicht genau wissen, wohin wir morgen wollen. Auf jeden Fall aber wird heute der zweite, bisher noch verpackte Schlafsack aktiviert - einmal kalte Füße reicht!

Donnerstag, 28.9.
Den Schlafsack haben wir nicht gebraucht, früh kommen wir los, so früh, dass wir in trotziger Kleinkindmanier den Pfandschlüssel fürs Klo mitnehmen, weil das “Management” in Gestalt einer mittelalten Frau mit resigniert heruntergezogenen Mundwinkeln uns gestern Abend nicht glauben wollte, dass wir das Sesam-öffne-dich am nächsten Tag in den Return-Schlitz werfen, auch wenn wir unsere Gebühr vorher zurückkriegen. Wohin wir wollen, ist immerhin als Grobrichtung klar: Westwärts an die Küste, schließlich ist das ein meerorientierter Trip.
Immer dem Asphalt folgend schlängeln wir uns über das noch verschlafenere Kaff Paraburdoo in Richtung Nanutarra Roadhouse - 350 Kilometer auf einsamen Sträßchen, die den Beinamen “Murkel” zu Recht verdient haben. Die Frage, ob es in Australien lukrativer ist, ein Roadhouse in der Wildnis oder eine Ölquelle irgendwo zu besitzen, stellt sich dem Reisenden wiederholt, so auch hier. Wenn die nächste Tankmöglichkeit, egal in welcher Richtung, 250 Kilometer entfernt ist, kann man halt stolze Preise verlangen.
Während Kay gefahren ist, hat Ini Zeit gehabt, Hochglanzpapier zu studieren, und herausgefunden, dass es in Exmouth wohl die Chance gibt, ein Auto zu mieten, nicht aber in Coral Bay. Damit steht unser heutiges Ziel fest - ein 3000-Seelen-Städtchen im Norden der Ningaloo-Halbinsel, nochmals 290 Kilometer entfernt. Mr. Campingplatz behauptet am Nachmittag, uns nur mit Mühe ein Plätzchen für drei Nächte beschaffen zu können, noch aber ist im Holiday Village alles ruhig - bis auf die herumstreunenden Emus in Bettellaune und die hässlich krächzenden weißen Kakadus, die hier in Horde auftreten.
Wir mieten uns im Ort bei Allen’s-Car-Hire (ein kreativer Kratzer hat daraus Alien’s gemacht) einen Methusalem-Mini-Mazda mit zweihundertsiebzigtausendirgendwas auf dem Tacho für die nächsten beiden Tage, finden das einzige Paar Wandersandalen in Inis Größe, das in der Stadt vorrätig ist, was nötig ist, da die vor der Reise frisch gekauften Tevas schon aufzugeben drohen, und kaufen kalte Küche ein - Ini hat nämlich krank, scheißkrank und fieberkrank, und will bald ins Bett. Kurz nach acht pennen wir beide wie die Babies. 

Freitag, 29.9.
Nach elf(!) Stunden wachen wir auf und beschließen, gesund zu sein. Herbie der Alte zeigt uns die Halbinsel, und wir lernen, dass Australien U-Boote besitzt - wozu braucht man sonst einen Ultra-Niedrigfrequenz-Sender? (Für die Amis!)  Und Ini lernt, wie niedrig Niedrigfrequenz ist - donni! Das Wrack der 1907 untergegangenen “Mildura” ragt malerisch aus dem Niedrigwasser, wir lernen alles über Seeschildkröten, die aber erst im nächsten Monat zur Eiablage hier erscheinen werden, wir gucken vom 1912 erbauten Leuchtturm (Reaktion auf den Untergang der “Mildura”?) in die Runde, und dann reiht sich Strand an Strand, mal mehr, meistens weniger Badewanne, mal mehr, mal weniger schnorchelfähig - aber Schnorcheln, das ist es hier, das Ningaloo-Riff ist wirklich gleich vor der Tür und, anders als das berühmte Great-Barrier-Riff an der Ostküste, nicht 150 Kilometer offshore.
Das Ende der zivilisierten Straße markiert der Yardie Creek, der sich eine Schlucht gegraben hat.
 Man kann ihn mit Bötchen befahren oder an ihm ein bisschen halsbrecherisch entlangwandern - wir bevorzugen letzteres - na ja, ersteres bietet sich auch gerade nicht an. Das hatten wir in Kununurra schon mal: Spontan entscheiden kann man hierzulande nicht, wenn es um organisierte Touren geht. Endlich mal wieder allein seinen Weg suchen und die Stille genießen macht einen Riesenspaß, und wir sind ziemlich lange unterwegs.
Die Abkühlung, die wir hinterher gut gebrauchen können, finden wir am Mauritius Beach (Clothing optional beach) - Kay ganzkörpermäßig und Ini wg. Schiss nur an den Beinen - Donni, ist das Meer hier wild! Danach ist es Zeit, nach Hause zu fahren. Gegenüber in der Tavern boxt der Freitagsbär, aber das Resto - lange Hosen sind angesagt, jawoll! - ist noch recht leer, als wir kommen. Aber bei aller Vornehmheit - bestellt wird an der Theke! Wir genießen ausgezeichnetes Essen in Form von Meeresfrüchten, Fisch und Fleisch und trauen uns dazu an den offenen, verdächtig billigen Hauswein - die selbe Quantität Bier ist teurer -, aber der Stoff ist impeccable. Bei romantischem Kerzenschein gibt es vor dem Zelt noch ein weiteres Fläschchen, wobei es “kracks”  macht - Kays Stuhl gibt auf, obwohl er (Kay) abgenommen hat -, und dann das Bettchen.

Samstag, 30.9.
Ein weiterer Tag, an dem wir nicht aufstehen “müssen”! Gemütlich setzen wir unseren “Bubble”-Mazda in Bewegung - nicht südwärts, wo man in zwei längliche Schluchten steigen kann, sondern in dieselbe Richtung wie gestern - es hat uns dort zu gut gefallen, um das bei einem Mal bewenden zu lassen. Da es noch recht morgenkühl ist, setzen wir die ernsthafte Arbeit an den Anfang: Die Mandu Mandu Gorge bietet sich hier auf der Meerseite zum Laufen an. Man lotst uns oben auf die Kante und nahe am Abgrund vorbei schluchtaufwärts. Und was hat ein ordentlicher Canyon? Na klar - Seitencanyons! Steil rauf und steil runter geht es über scharfkantiges Gestein, das sich vielleicht noch an seine Vergangenheit als Korallenriff erinnern kann, dann hinunter ins Bachbett und schließlich wieder hoch - jemand hat sich hier einen nicht ganz unanstrengenden, aber wunderschönen Loop ausgedacht.
Ein paar Kilometer weiter lockt Turquoise Bay mit wirklich türkisfarbenem Wasser und einem Korallenriff - man braucht nur einen Schnorchel, vielleicht noch ein paar Flossen für die Bequemlichkeit, dann muss man sich fünfzehn oder zwanzig Meter im Wasser bewegen, und schon ist man mitten in der exotischen bunten Pracht. Kay hat sich heute das entsprechenden Equipment geliehen - gibt es im Visitor Center - und macht sich fett gecremt auf die Pirsch nach farbenfrohen Fischen, Schlangen und Octopussies, während Ini neidlos Wache hält - alles unscharf und dann noch doppelt sehen lohnt sich nun ganz gewiss nicht.
Exmouth ist geschlossen, als wir am frühen Nachmittag zurückkommen - “due to footy”. Heute ist das Finalspiel, die West Australian Eagles spielen gegen die Sydney Swans, und es ist natürlich klar, wer gewinnen muss - die Stadt ist im Fussballfieber, und selbst aus dem Altersheim dröhnt der Fernseher, erschallen die begeisterten bzw. enttäuschten Reaktionen. Sydney wird übrigens mit einem Punkt verlieren - ein so gutes Geschäft wie heute dürften die Ortskneipen trotz ihres Freibierangebots für den Fall der Fälle selten gemacht haben. Für uns bedeutet das große Ereignis, dass wir wg. “Knacks” hier und heute und auch Morgen, denn dann ist Sonntag, nichts machen können. Immerhin ist IGA so nett, uns ein paar saftige Steaks zu spendieren - abends, nachdem wir uns von Herbi-Methusalem getrennt haben, gibt es leckere Heimküche, und danach schmeckt ein kühn aus drei (!) Rebsorten zusammengemischer Tussi ganz hervorragend.

Sonntag, 1.10.
Wir verlassen den Platz der kreischenden weißen Kakadus und der würdevoll-frechen Emus bei starkem Wind. Die Eisbären freuen sich auf das heutige Etappenziel: Carnarvon; sie finden, das klingt nach Carnivoren. Von Fleisch und dessen Fressern ist allerdings die gesamte Fahrt geprägt: Das Café Roadkill hat heute ein super Angebot, manchmal müssen wir regelrecht Slalom fahren, um den Känguruhkadavern auszuweichen.
Im Ort sind wir recht früh und haben Zeit genug, die Sehenswürdigkeiten in Augenschein zu nehmen, also vor allem die One-Mile-Jetty, aber auch das putzige Eisenbahnmuseum, das nebenbei die Geschichte der Schafscherer zu bewahren versucht, denn bevor Carnarvon zur westaustralischen Bananenmetropole wurde, war es das Zentrum der Wollverschiffung. Außerdem dokumentiert die eine Seeschlacht des zweiten Weltkrieges, die an Australiens Westküste zwischen den deutschen Piraten Kormoran und dem englischen Kreuzer Sydney stattfand und mit dem Untergang beider Schiffe endete - wobei die Deutschen überlebten und die Australier nicht. Danach kaufen wir ein - wieder Fehlanzeige wg. “Knacks” - und mieten uns auf einem netten blumigen Platz ein, auf dem Murkel endlich mal Gesellschaft hat - hier sind Tiere erlaubt.
Der Wind ist zum Sturm geworden, der hier “unten” (den Wendekreis des Steinbocks haben wir heute passiert, und seitdem gibt es auch keine Termitenbauten mehr; die Tierchen wissen, wann es kalt wird) nichts mehr von tropischer Süße enthält. Wir versuchen, mal draußen, mal drinnen, was uns schon gestern nicht gelungen ist, nämlich zu planen, wohin uns welche Straßen ab übermorgen führen sollen. Abends gibt es trotz der moderaten Temperaturen nur leckere Meeresfrüchtesalate, unangemessen nicht von Weißwein, sondern von Bier begleitet, und dann reklamiert Kay auch schon schnell seinen Schlaf - na gut, nachdem er gestern Nacht länglich von den Alberts geträumt hat, ist das nur zu verständlich.

Montag, 2.10.
Wir lassen uns heute früh mehr Zeit in der Hoffnung, den einzigen Campingladen des Ortes wg. “knacks” um Hilfe bitten zu können, da der aber erst um halb neun seine Pforten öffnet, verlassen wir Carnavon ohne Backup. Südlich der Stadt sagt uns ein großes Warnschild, dass es für 450 Kilometer kein Wasser geben wird - das ist ziemlich genau die Entfernung nach Geraldton. Wir fahren süd-süd-östlich durchs Nichts, das sich durchaus unterschiedlich gestaltet: Aus der Trockensteppe, dem Känguruhparadies, wird Wald mit zum Teil richtig hohen Bäumen, wir sehen sogar so etwas wie abgeerntete Felder, aber auch Wüstenstriche. Schon hier stellt sich ein bisschen Nullarbor-Gefühl ein, schaffen wir es doch, einhundertundfünf Kilometer lang nur geradeaus zu fahren.
50 Kilometer vor Northampton verlassen wir den North West Coastal Highway und machen einen Schlenker nach Kalbarri - Ort und NP. Über “Rolling Hills” und zum Teil durch ein Wildblumenmeer, das sich aber nicht fotografieren lassen will, weil die schmale Straße kein festes Bankett hat, rollen wir dem Murchison River entgegen, der sich hier eine Schlucht gegraben hat und deshalb für den NP verantwortlich zeichnet. Von zwei Aussichtspunkten, die für Herbert erreichbar sind, gucken wir auf den Akteur und sein Werk herunter - das lässt sich unter “ganz nett” einordnen.
Kalbarri ist auch ein nettes Örtchen, nett, aber eben nicht fancy, es kann, anders als Shark Bay im Norden, nicht damit Reklame machen, eine “World Heritage Site” zu sein, es gibt hier keine großen aufregenden Meerestiere, sondern jeden Morgen um 8.45 Uhr auf der Strandwiese nur eine Pelikanfütterung - Kalbarri ist ein Urlaubsort für den kleinen Mann, stellen wir fest, der ist tätowiert, er und seine Frau rauchen und trinken Bier, und seine Frau und seine Kinder sind zu fett. Gut mal wieder, dass wir vorurteilslos sind!
Wir mieten und einen Platz für die Nacht, nachdem wir beschlossen haben, dass wir hier nichts Großes unternehmen wollen. Faul erwandern wir den Ort, rufen, da die niedersächsischen Lehrer doch heute einen Brückentag genießen, Ilse an und machen uns in Herbert einen zum Teil fleißigen Computerabend. ../80mi%20Beach.html../Ningaloo.htmlshapeimage_1_link_0shapeimage_1_link_1
Broome - Kalbarri
Mittwoch, 4. Oktober 2006