Zwei Tage in Davos
 
Sonntag, 17.6.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf nach Platz, wo wir bei der Jakobshornbahn unsere kostbaren Davos-all-inclusive-Karten bekommen und sie gleich testen. Sie funktionieren, denn sonst hätte uns die Kabinenbahn den Zutritt verwehrt. Sie bringt uns bis zur Ischalp und will dort nicht weiter, denn die zweite Sektion ist unter Supervision, wie man auf schweizerisch formuliert. Das hat uns das Internet anders erzählt, und dementsprechend wirft die Kurzreise unsere Pläne durcheinander. Eine ernsthafte Streckenwanderung trauen wir uns unter diesen Umständen nicht, denn die Höhenmeter, die zu überwinden wären, tragen stolze dreistellige Nummern, und außerdem hat Ini Schuhe an den Füßen, die noch nicht eingelaufen sind. Also bummeln wir in der gewöhnungsbedürftig dünnen Luft mit wunderschönen Blicken ein paar hundert Meter hoch und, nachdem sich die ersten Vorboten potentieller Wasserblasen angekündigt haben, wieder runter. Seilbahn und Bus bringen uns nach Hause.
Es ist jetzt gerade erst Mittag, und die wunderschöne Fernsicht, die der heutige Tag bietet, will genutzt werden. Herbi bietet sich an, uns um den Block zu bringen. Viele andere Auto- und vor allem Motorradfahrer, aber auch tapfere Radler sind auf die gleiche Idee wie wir gekommen: Wir fahren über den Flüela und zurück über den Albula wieder nach Davos.
Die Schweiz ist weder mit Gelände, auf dem sich einfach Straßen bauen lässt, noch mit niedrigen Pässen gesegnet, und so sind sie denn auch, die Straßen und die Gegend: aufregend und wunderschön. Noch aufregender als die Straße wird die hierzulande allgegenwärtige Eisenbahn geführt; von den Kehrtunneln und Viadukten im Albulatal sehen wir nur Bruchteile, aber schon die nötigen uns uneingeschränkte Bewunderung ab. Das Geheimnis des hiesigen Eisenbahnbaus wird in den nächsten Tagen selbstverständlich genauer erforscht werden!
Zu Hause sind wir reif für die Badewanne und danach für ein paar Biere und ein Abendessen, aber das ist gar nicht so einfach, denn der Hunger hat uns erkennbar zu früh überfallen. Im „Paulaner“, der zu unserer Überraschung keine einfache bayrische Kneipe, sondern aufgeschickter Teil des Arabella Sheraton ist (wir hätten das am Namen erkennen sollen, schließlich heißt das Teil ganz korrekt „Paulaner‘s“), finden wir schließlich leckere deftige Gebirgsküche und gutes Münchner Pils. Der Abend ist gemütlich.
 
Montag, 18.6.
Heute war der Tropfwasserhahn schon viel leiser. Ausgeschlafen machen wir uns auf den Weg zur Schatzalp, das heißt, wir entern vor der Haustür Bus Nummer 13, am Bahnhof Dorf Bus Nummer 1, und dann steigen wir in die Schatzalpbahn, dank unserer Wunderkarte alles zum Nulltarif (na ja, das dicke Ende wird noch kommen, das Luxuskaff verlangt immerhin 3€ Kurtaxe pro Nase am Tag). Zusammen mit mindestens 1000 Greisen aus Schleswig Holstein, die leider doch noch kapiert haben, wie die Tür aufgeht, und deshalb unser Abteil füllen, zahnraden wir 300 Meter hoch und sind am Zauberberg (was die Greise nicht zu würdigen wissen) und am Alpinum (wohin die Greise wollen). Wir heben uns die 3000 verschiedenen Alpenpflanzen für schlechteres Wetter auf und wandern zur Podestatenalp, Lochalp, Grüenalp und Erbalp.
Dort sind wir nach zwei Stunden durchs Blumen- und Guckparadies und finden die Gelegenheit, uns zu stärken, günstig. Die Sennerin, eine noch kuhlose Gastarbeiterin aus Österreich, hat Speck und Brot und auch einen Kaiserschmarrn im Angebot. Nach einem riesigen Stück Schinken, einer leckeren Süßspeise und einem Bier sind wir bereit für den Weitermarsch, der nicht nur abwärts geht. Wir kommen zur Stafelalp,
auf der sich die Kühe bereits tummeln, und steigen dann durch den Fopperbodenwald nach Matten ab. Der langweilige Nadelwald wird durch Kunst verschönt.
Jetzt ist es nicht mehr weit, aber sehr steil nach Frauenkirch, was Kays große Zehen gar nicht mögen.
Selbst die Schweizer schaffen es, einen Fahrplan so zu schnitzen, dass innerhalb von acht Minuten zwei Busse und ein Zug in die selbe Richtung fahren - und dann fast eine Stunde lang nichts mehr. Nach entsprechend langem Warten transportiert uns ein Bus nach Davos Dorf, und wir schleichen gut ausgearbeitet nach Hause. Zwar waren wir weniger als vier Stunden unterwegs, aber höhenmetermäßig waren wir sehr fleißig - 600 rauf und 900 runter. Heute brauchen wir nicht mehr viel - zum Abendessen gibt es zu Hans Heriberts Freude das Hasenbrot, das wir unterwegs nicht gefuttert haben.
 
Montag, 18. Juni 2007